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Sozioökonomische Wandlungsprozesse im ländlichen Java wurden bisher fast ausschließlich im Kontext der für den Naßreisanbau typischen Produktionsweise javanischer Dörfer analysiert. Somit standen vor allem Patron-Klient-Beziehungen und eine auf dem Besitz von Reisfeldern basierende soziale Schichtung im Mittelpunkt der Fallstudien. Diese Elemente aber spielen in den Dörfern der Hochlandregionen von Gunung Kidul nur eine marginale Rolle. Seit den sechziger Jahren haben die Bewohner des Untersuchungsdorfes in großen Scharen als Arbeitsmigranten ihren Wohnort verlassen. Migrationsprozesse und horizontale Kapitalströme zwischen Stadt und Land prägen die sozioökonomischen Verhältnisse weitaus mehr als dorfinterne Dominanzstrukturen. Eine nachhaltige Veränderung der demographischen Strukturen hat eine Zunahme traditioneller und reziprozitärer Arrangements zur Folge, da Landbesitzer ihre Parzellen oft nicht mehr alleine bewirtschaften können. Die Studie zeigt, daß sich traditionelle soziale Formen auch unter den Bedingungen eines raschen sozioökonomischen Wandels als adäquate Anpassung an die Lebensumstände der Handelnden erweisen können. Bäuerliche Arrangements können so durchaus die Funktion von öffentlichen Wohlfahrtsinstitutionen erfüllen, ohne in irgendeiner Weise das Ergebnis von wohlfahrtsorientierten Strategien oder Absichten darzustellen. Der Autor, geb. 1963, studierte Ethnologie und Sinologie. Nach zweijähriger Feldforschung in Indonesien promovierte er 1998 an der Universität Freiburg im Breisgau in der Fachrichtung Ethnologie.