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Katholische Priester sahen sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angesichts der politisch-gesellschaftlichen Umbruchsprozesse im Zuge der Modernisierung mit einer Welt im Wandel konfrontiert. Forstner geht am Beispiel des Pfarrklerus in Oberbayern der Frage nach, wie der Klerus und die Verantwortlichen in der Kirchenhierarchie auf diese Veränderungen reagierten. Er untersucht dabei die Prozesse der Nachwuchsrekrutierung und -ausbildung ebenso, wie den Wandel in der sozialen und mentalen Disposition des Klerus. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der priesterlichen Alltagskultur, deren unterschiedlichste Ausprägungen betrachtet werden: Das katholische Pfarrhaus mit seinen Hausgenossen, die materielle Situation des Klerus, seine geistigen und wissenschaftlichen Interessen ebenso wie sein Freizeitverhalten zwischen Wirtshaus und Sportplatz. Forstner zeigt, wie der Klerus in einem steten Spannungsverhältnis zwischen der Partizipation an den Errungenschaften der Moderne und der Wahrung der von der Obrigkeit geforderten Distanz zu diesen stand. Dem abweichenden Verhalten von Klerikern und den Strategien von dessen Verdeckung und Tabuisierung widmet sich die Studie anhand von Phänomenen wie dem Konkubinat, praktizierter Homosexualität und Eigentumsdelikten. Nicht zuletzt geht der Autor der Frage nach, wie der Klerus den größten politischen und gesellschaftlichen Herausforderung seiner Zeit, dem nationalsozialistischen Herrschaftssystem mit seinen Folgen und dem Krieg, gegenübertrat.