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Die Studie verfolgt die frühe Entwicklung literaturkritischen Schreibens in deutscher Sprache im Zeichen der Aufklärung. Anders als üblich beschränkt sie sich nicht auf das Genre Rezension, sondern wählt nach inhaltlich-strukturellen Kriterien Texte aus, die auf Aspekte des gesamten literarischen Lebens kritisch reflektieren (iudicium). Literaturkritisches Schreiben bezieht sich somit auf die wertende Beschäftigung mit gelehrter, aber auch mit unterhaltender Literatur sowie mit Dichtung und ihren Kontextbedingungen (res publica litteraria, "literarische Öffentlichkeit"). Im Untersuchungszeitraum wird das literaturkritische Schreiben als Prozess erkennbar, in dem der zeittypische kritisch-gelehrte Impetus auf bewährte literarische Textmuster zugreift. Dialog, Apologie und Satire sind besonders produktive Modelle, da sie die Möglichkeit zur kontroversen Meinungsäußerung bieten und zugleich Publikumswirksamkeit versprechen. Die literaturhistorisch eingebetteten Beispielanalysen legen offen, wie die noch heute spezifische dialogische Grundstruktur der Literaturkritik oder der Verriss entstehen. Die Studie dokumentiert eine weit differenziertere Entwicklung der journalistisch-literarischen Kritik als oftmals angenommen. Neben Thomasius oder Lessing treten bislang weniger bekannte Autoren wie Johann Rist, Erasmus Francisci, Nicolaus Hieronymus Gundling oder Christian Ludwig Liscow als bedeutende Wegbereiter der Literaturkritik hervor.