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Thema dieses Tagungsbandes ist die abendländische Mystik in ihrer Veränderungsdynamik vom 12. bis 16. Jahrhundert. Sie wird als Fortschreibung von Traditionen und Grundkonzeptionen, zugleich aber auch als eine Abfolge von Brechungen und Neukonfigurationen dargestellt. Den ersten Schwerpunkt bildet das ausgehende Mittelalter, das nicht als Zeitalter einer verblühenden, sondern einer sehr lebenskräftigen Mystik verstanden wird. Der Bogen spannt sich vom späten 14. Jahrhundert (»Theologia deutsch«) bis zum frühen 16. Jahrhundert (Johannes von Staupitz). Im Blick ist sowohl die popularisierte Mystik in der bürgerlichen Alltagswelt der Devotio moderna als auch das Profil einer Mystik klausurierter Nonnen. Der zweite Schwerpunkt liegt bei Martin Luther. Aus verschiedenen Perspektiven wird die Auffassung vertreten, dass die Gesamtkonzeption der reformatorischen Theologie Luthers mystischen Charakter habe und dass die Genese dieser Theologie als Ausbildung einer neuen Gestalt von Mystik zu beschreiben sei. Luther gewinnt so seinen Platz in einer Tradition wiederholter frappierender Neuaufbrüche und Transformationen von Mystik. Wie der Titel des Bandes signalisiert, verstehen die Herausgeber ihn nicht zuletzt als Beitrag zu einer Klärung des umstrittenen Mystik-Begriffs.