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Dem archaischen Artemis-Tempel von Ephesos kommt unter den großen ionischen Dipteroi des 6. Jahrhunderts v. Chr. eine überragende Bedeutung zu.Dies nicht nur aufgrund seiner Größe und der kultischen Besonderheiten des Artemisions, sondern vor allem wegen seiner besonderen architektonischen Gestalt und seiner reichen Skulpturenausstattung, welche der großzügigen Stiftung des Kroisos zu verdanken war. Durch etwa zweihundert Jahre war der Bau das Zentrum des Kultes, bis er – der Überlieferung nach in der Nacht, da Alexanders der Große geboren wurde – der Feuersbrunst zum Opfer fiel, die mit dem Namen des Herostratos verbunden ist. Ein prachtvoller Neubau entstand über den alten Fundamenten: schöner, größer und mit wunderbarer Ausstattung, geschaffen von den berühmtesten Künstlern der Zeit. Für die gesamte antike Welt galt dieser Tempel als eines der sieben Weltwunder.Unser Verständnis des älteren Tempels beruht zunächst auf den englischen Grabungen und hat durch die eindrucksvollen Rekonstruktionszeichnungen von Fritz Krischen in den bekannten „Weltwunder der Baukunst“ weite Verbreitung gefunden. Entscheidende neue Erkenntnisse brachten die Forschungen der Jahrzehnte seit 1965 unter der Verantwortung von Anton Bammer, denen vor allem die Entdeckung des Altars und die Klärung der Westfront des Tempels zu verdanken ist. Publiziert wurden diese Ergebnisse in den „Forschungen in Ephesos“ (FiE XII 2), wobei die Frage des sog. Hekatompedos, jenem Fundament vor der Westfront, in welchem manche Experten die Reste des archaischen Altars sehen, noch offen geblieben ist.Nach der Neuvorlage der Bauplastik des archaischen Artemisions von Ephesos durch Ulrike Muss hat sich vor einigen Jahren Frau Aenne Ohnesorg der verdienstvollen Neubearbeitung der Architektur des Kroisos-Tempels angenommen, welche nun als jüngster Faszikel des zwölften Bandes der „Forschungen in Ephesos“ (FiE XII 3) vorliegt. Nach systematischer Detailarbeit am Bestand der Baureste vor Ort und in den Depots des British Museum sind vollkommen neue Zusammenhänge klar geworden, durch die exakten Neuaufnahmen der Ruinenreste, die nun Teil des digitalen Stadtplans von Ephesos sind, konnte insbesondere auch der Gesamtplan auf eine neue Grundlage gestellt werden. Der breite Einsatz der Mittel und Methoden der Bauforschung war die einzige Möglichkeit, dem disparaten Bestand gerecht zu werden.Aenne Ohnesorg hat sich dieser Arbeit mit nachhaltigem Eifer und optimistischer Unverdrossenheit unterzogen und unter schwierigen Bedingungen die große Mühe der Sichtung und Dokumentation verstreuter Werkstücke auf sich genommen, womit zugleich wertvolle Ordnungsarbeit unserer Bestände verbunden war. Nicht immer war es möglich, dem großen Zeitaufwand und der wissenschaftlichen Leistung das entsprechende wirtschaftliche Äquivalent gegenüberzustellen. Für diese Form der Selbstausbeutung möchte ich ihr an dieser Stelle meine Anerkennung und den Dank der Grabung Ephesos aussprechen. Zu danken ist auch Wolf Koenigs vom Lehrstuhl für Baugeschichte an der TU München für die Unterstützung der Autorin sowie allen Kolleginnen und Kollegen, die zum Entstehen des Werkes beigetragen haben.Hinsichtlich der Drucklegung ist dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung für einen namhaften Zuschuss zu danken und nicht zuletzt dem Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, insbesondere Hannes Weinberger, für die Unterstützung und Sorgfalt, welche die Produktion einer solchen Publikation erfordert.Keine Arbeit zu einem Bauwerk, welches derart vielschichtige Zerstörungen und eine so fragmentarische Forschungsgeschichte erfahren hat, kann Endgültigkeit der Ergebnisse garantieren. So muss die vorliegende Untersuchung etwa auf die Spolien aus dem archaischen Artemision, die in der nachantiken Befestigung am Ayasuluk entdeckt wurden, und auch auf all die Stücke, die dort möglicherweise noch eingebaut sind, verzichten. Dennoch sind wir sicher, dass der neue Stand der Erkenntnisse die großformatige Vorlage rechtfertigt und mit der sehr gut gelungenen graphischen Aufbereitung der Resultate auch eine für die Zukunft befruchtende Wirkung für die Erforschung der Sakralarchitektur der archaischen Zeit verbunden ist.